Was ist eine Angststörung / Panikstörung?

Januar 2025

Kein Mensch ist ohne Angst. Angst rettet uns ständig das Leben, indem wir beim Überqueren der Straße nach rechts und links schauen, uns im Auto anschnallen, auf steilen Wegen am Geländer festhalten, bei Lungenentzündung Antibiotika nehmen, bei Sturm nicht rausgehen und nachts die Haustür abschließen. Ohne dass wir es stets merken, leitet uns Furcht durch die Gefahren des Lebens.

Allerdings entwickelt sich die Angst bei einigen Personen über das Normalmaß hinaus. Dann handelt es sich um eine Angsterkrankung. Zusammen mit Depressionen gehören Angsterkrankungen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen.

Die wichtigsten Formen sind:

    Panikstörung mit oder ohne Agoraphobie
    Generalisierte Angststörung
    Soziale Angststörung
    Spezielle Phobien

Ohne Behandlung kann eine Angststörung immer mehr eigenständig werden. Es tritt die „Angst vor der Angst“ (Erwartungsangst) auf, wobei angstverursachende Orte und Situationen gemieden werden. In der Folge ziehen sich die Betroffenen zunehmend aus dem Leben zurück. Zusätzlich zu den Ängsten und den damit verbundenen körperlichen Symptomen leiden sie unter einem fehlenden Vertrauen in die eigene Stärke sowie unter dem Empfinden, ausgeliefert zu sein. Zudem leiden die Patienten häufig unter Ein- und Durchschlafstörungen und haben aufgrund der Folgen ihrer Erkrankung oft Schwierigkeiten in familiären oder partnerschaftlichen Beziehungen sowie im Job. Manchmal wird Alkohol konsumiert, da er kurzfristig die Angst lindern kann, was als missverstandener „Selbstbehandlungsversuch“ gilt. Auch der langfristige Gebrauch von Beruhigungsmitteln wie Benzodiazepinen, die nur für den kurzfristigen Einsatz gedacht sind, birgt Risiken.

Panikstörung

Bei der Panikstörung leidet man unter wiederkehrenden schweren Angstanfällen mit heftigen körperlichen und psychischen Symptomen wie:

    Atemnot
    Benommenheit
    Gefühl der Unsicherheit, Gefühl in Ohnmacht zu fallen, weiche Knie, Schwindel
    Herzklopfen oder unregelmäßiger Herzschlag
    Zitter oder Beben
    Schwitzen
    Erstickungsgefühle, Engegefühl im Hals
    Übelkeit, Bauchbeschwerden
    Entfremdungsgefühle (Gefühle der Unwirklichkeit, Gefühle, nicht da zu sein)
    Hitzewallungen oder Kälteschauer
    Schmerzen, Druck oder Enge in der Brust
    Furcht zu sterben
    Angst, die Kontrolle zuu verlierenr
    Angst wahnsinnig zu werden
    Taubheits- oder Kribbelgefühle

Eine Attacke kann von wenigen Minuten bis zu mehreren Stunden andauern, wobei die meisten Panikattacken jedoch nicht länger als 30 Minuten dauern. Die Attacken können in ihrer Häufigkeit variieren, von mehreren pro Tag bis hin zu einmal im Monat. Die Patienten leben manchmal in permanenter Furcht vor dem nächsten Anfall. Häufig suchen sie die Notfallambulanz eines Krankenhauses auf oder konsultieren mehrere Ärzte, da sie fürchten, an einer lebensbedrohlichen Erkrankung wie einem Herzinfarkt zu leiden.

Panikattacken können ohne Vorwarnung auftreten, etwa wenn man sich in Ruhe vor dem Fernseher befindet. In bestimmten Situationen können sie jedoch auch ausgelöst werden. In ungefähr zwei Dritteln der Fälle tritt die Panikstörung zusammen mit einer Agoraphobie (auch als Platzangst bekannt) auf; hierbei empfindet der Betroffene in bestimmten Situationen oder an bestimmten Orten Angst und meidet sie. Meist handelt es sich um Orte, an denen es schwierig wäre, einen Arzt zu rufen, oder um Situationen, in denen die Sorge besteht, nicht schnell genug herauszukommen oder Aufsehen zu erregen, wenn man wegen einer Panikattacke Hilfe braucht:

    Menschenmengen
    öffentliche Plätze
    Reisen über weite Entfernungen von zu Hause
    alleine verreisen
    in einer Schlange stehen
    Fahrstuhl fahren
    im Flugzeug fliegen

In schweren Fällen können die Betroffenen ihr sicheres gewohntes Umfeld kaum noch allein verlassen und sind an das Haus gebunden.

Frauen erkranken zweimal häufiger als Männer an Panikstörungen. Etwa 2 bis 3 Prozent der Bevölkerung leiden an dieser Angststörung. Die meisten Patienten entwickeln die Symptome zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr. Mitte 30 ist die Ausprägung am stärksten; nach dem 45. Lebensjahr verlieren sich die Symptome oft.

Generalisierte Angststörung

Das wesentliche Symptom der generalisierten Angststörung sind anhaltende Sorgen oder Ängste, die viele Lebensbereiche umfassen und nicht auf bestimmte Situationen beschränkt ist. Die Angst kann ohne Grund auftreten. Oft machen sich die Betroffenen aber auch Sorgen über reale Bedrohungen, wie zum Beispiel Autounfälle oder Erkrankungen, die Verwandten zustoßen könnten; dabei ist ihre Furcht in unrealistischer Weise übersteigert. Die Patienten sind innerlich unruhig, angespannt, nervös und haben häufig Schlafstörungen. Ein wichtiges Merkmal ist das Gefühl einer nahenden Katastrophe. Angstsymptome treten nicht - wie bei der Panikstörung - alle gleichzeitig in Form eines plötzlichen Angstanfalls auf, sondern einzeln und über den Tag verteilt:

    Herzrasen
    Zittern
    Ruhelosigkeit
    Schwitzen
    kalte und fuechte Hände
    Mundtrockenheit
    Übelkeit
    "Kloßgefühl" im Hals
    Muskelverspannungen im Rücken

Die Sorgen führen dazu, dass sich die Patienten Dinge vermeiden oder aufschieben, wie zum Beispiel Reisen. Die Abgrenzung zu Depressionen fällt oft schwer.

Die generalisierte Angststörung ist bei Frauen häufiger. Rund 4 bis 6 Prozent der Bevölkerung leiden unter dieser Angsterkrankung. Sie beginnt meist um das 30. Lebensjahr herum und kann auch im höheren Lebensalter noch bestehen.

Soziale Angststörung (Soziale Phobie)

Die Soziale Phobie ist eine extreme Form der Schüchternheit. Menschen mit einer Sozialphobie haben in Situationen Angst, in denen sie sich von ihren Mitmenschen kritisch betrachtet oder beobachtet fühlen:

    in einer Situation zu sein, in der alle Blicke auf einen gerichtet sind, eine Rede halten, ein Gedicht aufzusagen oder ein Lied vor anderen zu singen
    sich in einer Unterrichtsstunde melden oder etwas an die Tafel schreiben
    eine Prüfung ablegen
    mit einem Vorgesetzten sprechen
    zu einer Behörde oder zu einem Arzt zu gehen
    sich in einem Streitgespräch gegenüber anderen durchsetzen
    in einem Restaurant essen
    einen Fremden ansprechen
    eine Frau/einen Mann kennen zu lernen

Menschen mit einer Sozialphobie vermeiden deshalb solche Situationen. Wenn sie solche Situationen durchstehen müssen, leiden sie unter Erröten, Zittern, Angst zu Erbrechen oder Toilettendrang.

Rund sieben Prozent der Bevölkerung sind von sozialer Phobie betroffen. Die Angststörung beginnt meist schleichend schon in der Kindheit oder Jugend. Am schlimmsten sind die sozialen Ängste zwischen dem 20. und dem 35. Lebensjahr; danach können sie sich oft bessern.

Spezifische Phobien

Bei den spezifischen Phobien wird die Furcht durch einzelne Objekte oder Situationen hervorgerufen, die in der Regel ungefährlich oder harmlos sind. Dazu gehört die Furcht vor Tieren (Hunde, Katzen, Mäuse), Insekten wie Wespen, Spinnen, die Höhenphobie sowie die Blut- und Verletzungsphobien (z.B. Angst vor Spritzen). Schon der Gedanke an die entsprechenden Situationen oder Objekte verursacht Angst, die von leichtem Unbehagen bis hin zur panischen Angst reichen kann. Dass anderen Menschen die gleiche Situation nichts ausmacht, lindert die Furcht der Betroffenen nicht. Oft wissen die Patienten, dass sie übertrieben reagieren, und schämen sich dafür.

Frauen sind häufiger als Männer von Phobien betroffen. 75 bis 90 Prozent der Patienten mit Tierphobien und 55 bis 70 Prozent der Patienten mit Phobien vor Blut oder Verletzungen sind weiblich.